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Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Bd. 2 - S. 190

1854 - Leipzig : Engelmann
190 Das siebenzehnte Jahrhundert. kannten die Umgestaltung an, nur der päpstliche Stuhl zögerte aus Wohl- wollen für Spanien noch 28 Jahre. Die nach langer Unterbrechung einbe- Bragcm' rufenen portugiesischen Stande bestätigten die Revolution und trafen über Steuererhebung und Kriegswesen mehrere gute Einrichtungen. Ohne große Hann iv. Anstrengung behauptete sich Johann I V. gegen das machtlos ankämpfende \u '' Spanien. Sein ältester Sohn Alfons Iv. folgte ihm. Aber seine an Blöd- 1656-o?; sinn grenzende Schwachheit machte ihn zur Selbstregierung unfähig und sein * 1(!83‘ unsittliches Leben zog ihm die Verachtung des Volkes zu. Dadurch gelang es seiner französischen Gemahlin mit Hülfe eines von dem jüngern Bruder des Königs Don Pedro geleiteten Aufstandes, Alfons zur Entsagung des was. Thrones zu bringen. Don Pedro, mit der geschiedenen Königin vermählt, führte hierauf mit Einwilligung der Cortes, anfangs als Regent und dann, als sein in stumpfsinniger Muße in Cintra lebender Bruder gestorben war (1683), als König (Peter Ii.) die Regierung. Während seiner Regentschaft Jjg; wurde mit Holland ein Friede geschlossen, der den Portugiesen Br afi- lien und den Rest ihrer ostindischen Besitzungen sicherte. Dagegen wurde der.krieg mit Spanien hitziger geführt. Als aber Portugal von Frankreich und England Unterstützung erhielt und der französische General Schom- 1665. b e r g den Spaniern zwei große Niederlagen beibrachte (bei Almexial und Villa Vchosa), da fügte sich der Madrider Hof in die Nothwendigkeit und 1668. ánnte im Frieden von Lissabon die Unabhängigkeit Portugals an. Aber die Sicherstellung des portugiesischen Thrones war ein Nachtheil für die Freiheit der Nation. Die Cortes, die während der Revolution und der darauf erfolgten Kämpfe und Stürme große Macht erworben, wurden bald o dem Fürstenhaus Braga nza beschwerlich. Ihre Einberufung unterblieb hann v. allmählich und König Johann V. regierte wie ein Herr, „der von Gott und 170ü ^ Rechtswegen König ist." §.607. Die Empörung von Catalonien und Portugal führte den Sturz 1643. von Olivarez und die Erhebung Haro's zum Premierminister herbei. Aber bald erregte der Steuerdruck und die Aushebung für die Armee auch in Neapel und Sicilien drohende Bewegungen. — Dort schaarte sich das über die Härte und Habsucht der Steuererheber empörte Volk um einen Fischer 1647. von Atrani (bei Amalsi), M asan iello (Thomas Aniello), bemächtigte sich der Hauptstadt und zwang den Vicekönig in der Burg Schutz zu suchen. Zwar wurde Masaniello, der einige Tage als Oberhaupt von Neapel das größte Ansehen genoß, bald jedoch in Geistesverwirrung verfiel, von seinen Feinden ermordet; allein der Aufstand war darum nicht unterdrückt. Viel- mehr bluteten alle Spanier, die in die Hände der Rebellen sielen, als Opfer für Masaniello und Neapel wurde als Republik regiert. Erst als die spanische Regierung den verhaßten Vicekönig abrief und die Steuerlast minderte, kehrte Kcirl u. allmählich die Ruhe zurück. Auf Philipp Iv. folgte sein unmündiger, an 1cs0~ Körper und Geist schwacher Sohn K'arl Ii., für den seine Mutter, eine

2. Bd. 2 - S. 235

1854 - Leipzig : Engelmann
Das Zeitalter Ludwigs Xiv. 235 gewechselt, der tägliche Verkehr mit Geldscheinen geführt. Was anfangs freiwillig geschah, wurde später durch Edikte gefordert. Die habsüchtigen Großen bereicher- ten sich, indeß der Bürgerstand bei dem gänzlichen Bankbruch, der sich bald herausstellte, seine Habe verlor. Das ausschweifende Leben stürzte den Herzog Regenten früh ins Grab, worauf Ludwig Xv. die Regierung selbst übernahm 7722. und die Leitung des Ministeriums seinem alten Lehrer Fleury, einem friedfer- tigen, auf Hebung des Ackerbaues, der Industrie und des Seewesens bedachten Prälaten in die Hände gab. tz. 638 a. 2) Spanien. Philipp V. war ein schwacher, von Weibern be- herrschter Regent. Nach dem Tode seiner ersten Gemahlin leitete ihn die Gräfin Ursini noch unumschränkter als zuvor, bis die neue Königin, Elisabeth von Parma, sie gleich nach ihrer Ankunft aus Spanien entfernte. Bei dem zuneh- menden Trübsinn Philipps kam alle Macht in die Hände der Königin und ihres vertrauten Ministers, des ränkevollen Italieners Alb ero Nt, der nunmehr ein absolutes Kabinetregiment begründete und den Ehrgeiz seiner Gebieterin zu Kriegs- und Eroberungsplänen benutzte. Er hob das spanische Seewesen und suchte dann die durch den Utrechter Frieden seinem König entrissenen Staaten in Italien wie- der zu erobern. Schon war Sardinien und Sicilien in den Händen der Spanier, als die drohende Haltung der Quadrupelallianz (Frankreichs, Eng- lands, Oestreichs und Hollands) den furchtsamen Philipp so schreckte, daß es einer von dem Herzog Regenten von Frankreich gebildeten weiblichen Hof-Cabale nicht schwer ward, Alberoni zu stürzen. Er erhielt Befehl innerhalb zwei Tagen 1719- das Reich zu verlassen; die Eroberungen wurden aufgegeben. Aber der ränke- vollen Königin Elisabeth gelang es doch nach einigerzeit, für ihren ältesten Sohn Karl das Königreich Neapel und Sicilien und für ihren zweiten Sohn Philipp dasherzoglhum Parma, Piacenza und Guastalla zu erwerben. So erhielten diese Staaten bourkonische Herrscher. — Philipp V. 1724. übergab in einem Anfall von Schwermuth die Regierung seinem ältesten Sohne; als dieser aber schon nach 8 Monaten starb, übernahm er dieselbe wieder, ohne sich jedoch um die Staatsgeschäfte zu kümmern, die der holländische Abenteurer Rippecda nach den Wünschen der Königin leitete. Dadurch verlor Spanien immer mehr an Einfluß auf die Gestaltung der Dinge in Europa. Als endlich Philipp V., dessen Melancholie mit'den Jahren wuchs, unter Gram und Sorgen 1746. ins Grab sank, folgte ihm sein zweiter Sohn (erster Ehe) Ferdinand Vi., auf den des Vaters Gemüthskrankheit übergegangen war, so daß er zuletzt in unbeilbare 1746-59. Schwermuth versank und nur bei Harfenspiel und Gesang, wie auch Philipp und weiland König Saul, Erleichterung fand; daher der Opernsänger Farinellia^ff^ großen Einfluß bei Hofe gewann. Nach Ferdinands Tod folgte dessen Halbbruder inneapel. Karl, bisher König von Neapel und Sicilien, welches Reich er seinem dritten ^Apa- Sohn Ferdinand überließ. nie». tz. 638 b. 3) Italien, a) Oberitalien. Die Herzoge von Sa- voyen und Piemont wußten durch kluge Benutzung der politischen Umstände und durch glückliche Bündnisse mit mächtigen Fürsten in Kriegszeiten ihr Gebiet Karl zu erweitern und die Verluste gegen die Schweiz durch Erwerbungen in Italien E'mmuel auszugleichen. Karl Emanuel der Große zog aus den französischen Reli- kw gionskriegen (§. 537. ff.) und der kirchlichen Spaltung der Schweiz mancherlei Vortheile, wenn schon die großen Hoffnungen, die er genährt hatte, nicht alle in deusi.^ Erfüllung gingen. Vi ctor Amadeus I., erwarb bei Gelegenheit des Man- ^Kar?"' tuanischen Erbfotgestreits (h. 572.) einen schönen Theil des Herzogthums Mont- ^Ema- ferrat. Unter seinem Sohn Ka r l Em anu el Ii. brachte eine streitige vor-1037 - 75.

3. Bd. 2 - S. 237

1854 - Leipzig : Engelmann
Das Zeitalter Ludwigs Xiv. 237 wohner und verjagten ihre bisherigen Gebieter. Nach einem langen wechselvollen i73o. Kampfe, wahrend dessen es dem deutschen Abenteurer B a r o n T h e o d o r von 1736. Neu Hof gelang, sich auf einige Zeit zum König von Corsika aufzuschwin- gen, riefen endlich die Genuesin die Franzosen zu Hülse. Aber die Corsikaner vertheidigten sich lange mit großer Tapferkeit, besonders seitdem Paoli an ihrer 1755. Spitze stand, so daß die Franzosen nur mit der größten Mühe und Anstrengung sich der Insel endlich bemächtigten, worauf Genua dieselbe vertragsweise an Frankreich abtrat. Paoli und seine Genossen fanden Schutz in England. Wah- 1768. rend des östreichischen Erbfolgekriegs (§. 660.) wurde Genua von kaiserlichen 1743. Truppen eingenommen und sollte gezwungen werden, die Landschaft Finale an Sardinien abzutreten. Allein die Genuesen erregten einen Aufstand und schlugen die Oestreicher mit großer Tapferkeit zu ihren Mauern hinaus; und alle Anstren- gungen der Feinde, die Stadt wieder zu erobern, waren vergeblich. Im Aache- ner Frieden (§. 661.) erhielt die Republik ihr ganzes früheres Gebiet zurück. — Mailand nebst Mantua blieben seit dem Frieden von Utrecht 1748- (§. 636.) im Besitze Oestreichs. li) Mittel-Italien. Die alte Republik Florenz wurde zuerst in ein Heczogthum (§. 383.) und um 1569 in ein Großherzogthum Toskana verwandelt und noch zwei Jahrhunderte von der M e d i cei sch en Familie nicht ohne Ruhm verwaltet. Cosmo, ein kluger, unternehmender, aber treuloser Fürst, erweiterte das Gebiet durch Erwerbung von Siena und andern Territo- rien, und begründete die Unabhängigkeit des Herzogthums durch die schlaue Ent- fernung der spanischen Besatzungen aus den bedeutendsten Städten seines Landes. Hierauf überwand er die Fl0rentinisch en Emigranten, die, unter der Leitung des entschlossenen St r 0 zzi und unterstützt von dem Papste und meh- iss4. reren italienischen Fürsten, feindliche Angriffe auf Toskana machten, um den Flo- rentinischen Freistaat wieder herzustellen, und richtete dann seine ganze Thatigkeit auf Vernichtung der republikanischen Formen und der ständischen Freiheiten und auf Begründung einer unumschränkten einherrlichen Gewalt. Dies geschah nicht ohne große Strenge, List und Grausamkeit, „denn der Herzog war argwöhnisch und die Florentiner sprachen gern von alten Zeiten. Wider Friedensstörer und Rebellen wurde ein eigenes Jnquisitionsgericht angeordnet, zum Ermorden der Rebellen durch Belohnungen ausgefördert. Bei Consiscation aller Güter und bei Lebensstrafe sollte Niemand ein Gewehr tragen. Kaum verhinderte noch To- re lli, daß nicht, der vermeinten religiösen und politischen Ruhe zu Ehren, aller Buchhandel zu Grunde gerichtet wurde." Von diesem Cosmo sagten die Ausgewan- derten,,, in ihrem schönen Tyrrhenerlande, wo sonst Gerechtigkeit und Ehre so viel gegolten, erscheine jetzt der als der Beste, der sich am meisten mitblut befleckt und die meisten Wittwen und Waisen gemacht habe." Als Cosmo durch solche Mit- tel seine Herrschaft befestigt, war er bemüht, den Wohlstand des Volks durch Beförderung des H andels und der Fabriken zu heben; auch die schönen Künste fanden in ihm einen freigebigen Gönner. Mit Kaiser Augustus, dem man den ersten Großherzog Cosmo mit Recht verglichen, hatte er auch in Familien- unfallen eine traurige Aehnlichkeit; doch haben sich die Verbrechen, wodurch seine Kinder fast sammtlich den Tod gefunden haben sollen, durch neuere Forschung als Erdichtungen herausgestellt. Man erzählte einst: „Ein Herzog v. Ferrara vergif- tete Lucrezia, Tochter des Großherzogs, seine Gemahlin; ein Fürst Orsini fand Gründe, Isabella ihre Schwester zu erwürgen; der Cardinal Johann von Medici ' wurde über einer Iagdstreitigkeit von Garcia, seinem Bruder, ermordert; diesen tödtete Cosimo, ihr beider Vater, eigenhändig;" (beide Brüder wurden das Opfer

4. Bd. 2 - S. 388

1854 - Leipzig : Engelmann
388 Napoleon Bonaparte's Machtherrschast. soldung der höhern und niedern Geistlichkeit durch dm Staat und ihre Bestatü gung durch die Curie in Rom die frühere Unabhängigkeit vernichten. Der Bund des weltlichen und geistlichen Gebieters war weder heilsam noch dauerhaft. Jeder strebte nach ausschließlicher Gewalt und der römische Bekehrungseifer nahm bald Aergerniß an der Bestimmung der Verfassung, daß nicht blos alle christlichen Confessionen, sondern auch die Juden bürgerliche und kirchliche Rechtsgleichheit haben und sich vollkommener Toleranz erfreuen sollten. 18. April 1802. Das Concordat, dessen Abschluß am ersten Ostertag durch ein öffentliches Dank- fest gefeiert ward, enthielt folgende wesentliche Bestimmungen: 10 Erzbischöfe und 50 Bischöfe werden von der Regierung ernannt und besoldet und vom Papst bestätigt. Alle Geistlichen, sowohl die unbeeidigten, als die beeidigten und verheiratheten, entsagen ihren Stellen, können aber aufs Neue eingesetzt werden. Die Ausgeschlossenen werden wieder in den Schoos der Kirche ausgenommen und erhalten bis zu ihrem Lode vom Staate einen Gehalt. Das cingezogenc Kirchengut verbleibt in den Händen der gegenwärtigen Besitzer; die Zahl der Feiertage wird beschränkt. Große Gewalt und Einstuß erhielt der monarchische Staat durch die Ueber- weisung des U n t e rri ch t s w e se n s an die weltliche Regierung. Da- durch, daß alle Lehrer und Schulanstalten vom Staate abhängig waren, erlangte dieser auf die Geistesrichtung des Volkes denselben Einfluß, den früher die Kirche besessen. Die Sorgfalt des Consuls war hauptsächlich den höhern Lehranstalten (beson- ders der von Monge eingerichteten polytechnischen Schule in Paris) zugewendet. Diese wurden von der Staatskasse reich fundirt, während man die Bürger- und Ele- mentarschulen (Primär- und Secundärschulen) den Gemeinden überwies, sie aber der Kaiserl. Aufsicht der Staatsbehörde unterwarf. Zur Zeit des Kaiserthums wurde die von der V= Regierung abhängige kaiserliche Universität an die Spitze des gesammtcn Schul- wesens gestellt, mit dcr Bcfugniß, alle Lehranstalten zu organisiren und zu überwachen, die Lehrer zu prüfen und das ganze Unterrichtswesen zu leiten, eine großartigemaßregel, wo- durch die Leitung des Unterrichts der Geistlichkeit entzogen und der Regierung anheim- Natianal'sieben ward. Das von dem Directorium an die Stelle der aufgehobenen Academieen er- Jnstitut. richtete N ati o n al-Jnstitut zur Pflege und Förderung der Künste und Wissenschaften wurde von Napoleon neu organisirt und erweitert, war aber nur eine gelehrte Prunkan- stalt, in der dem Consul und nachmals dem Kaiser Weihrauch gestreut wurde. *) Stammtafel der Familie Bonaparte ans Ajaccio auf Korsika. Carlo Bu o naparte^Laetitia, geb. Ramolini (f 1800 zu Rom). 1. Joseph Bonaparte, 2. Napoleon B., 3. Lucian B., 4. Elisa^Baceiochi, (Grafvon Survillierê) Fürst v. Canine. 41820. + 1844. + 1840. 5. Ludwig B., 0. Pauline^Borghcse, 7. Karoline^Mürat, 8. Hieronymus B. Herzog v. St. Leu + 1825, Gräfin v. Lipona(Napoli) Herzog v. Montfort ch 1846. ch 1839. (Gouverneur des Jn- validenhotels in Paris.) Napoleon Bonaparte^.J o seph in e B ea u h a rn ai s (geb. Lascher de la Pagerie) Eugen, Hortense^mit Ludwig Bonap. Herzog v. Leuchtenberg Herzoqin v. St. Leu 1 1824. f 1837. | I Ludwig Napoleon, (seit 1848 Präsident der franz. Republik, seit dem 2. Dec. 1852 Kaiser der Franzosen).

5. Bd. 2 - S. 392

1854 - Leipzig : Engelmann
392 Napoleon Bonaparte's Machtherrschast. Die drohende Haltung, die Napoleon von Hannover aus gegen den ganzen Norden annahm, verbunden mit seinen gewaltthatigen Uebergriffen in Italien, trugen dazu bei, das schon seit der Ermordung Enghiens erkaltete Bündniß zwi- schen dem französischen und russischen Kaiser vollends zu zerreißen. Als daher Pitt, durchdrungen von der Ansicht, daß für England und Europa keine Ruhe bestehen könne, so lange die alle historischen Rechte und alles Staatswesen gefähr- denden Ideen der Revolution in Frankreich Geltung hätten und von einem despo- tischen, allezeit schlagfertigen Soldatenkaiser aufrecht erhalten würden, den von Napoleon nach Errichtung des Kaiserreichs abermals angebotenen Frieden zurück- wies und mit Rußland über den Abschluß einer neuen Eoalition Unterhandlun- gen anknüpste, fand er eine günstige Stimmung. Kaiser Alexander, besorgt und eifersüchtig über Napoleons wachsende Macht in Italien (wo er sich durch eine nach Paris berufene Consulta zum König von Italien erklären und in Mai- Irtiib mit der eisernen Krone der Lombarden feierlich krönen ließ*), in Deutsch- land (wo bei den Entschädigungsverhandlungen keine russischen Gesandten zuge- lasien wurden), in Spanien (das durch einen neuen Vertrag sich zur Lieferung von Schiffen und zur Entrichtung jährlicher Subsidien an Frankreich verpflich- tete) und in Holland (wo der wackere Schimmelpennink gegen seinen Willen zur Errichtung einer monarchischen Verfaffung behülflich sein mußte (§. 747. 2), und gereizt durch mancherlei Kränkungen, die der französische Kaiser in seiner Heftigkeit dem russischen Gesandten in Paris zugefügt, schloß mit England ein Bündniß, um Europa vor Napoleons Herrschsucht und Ländergier sicher zu stel- len und Frankreich in seine frühem Grenzen zurückzudrängen. Bald trat Oest- isoö' reich und wenige Wochen später Schweden bei, und auch Neapel wurde leicht zum Anschluß gebracht, als eine englisch - russische Flotte an der campani- schen Küste erschien. England bezahlte mit Subsidiengeldern die Vortheile, die es durch die Coalition zu gewinnen hoffte. Preußen dagegen blieb neutral, so sehr auch die kriegerisch gesinnte Partei, die hochherzige Königin Luise und den lapfern aber sittenlosen Prinzen Ludwig Ferdinand an der Spitze, den fried- liebenden, unentschlossenen König zum Anschluß an die Coalition zu bewegen bemüht war, nahm jedoch eine zweideutige, drohende Haltung an, die den französischen Machthaber beleidigte, ohne ihm zu schaden. Ein zwischen dem König und dem Staatsministerium stehendes Kabinet, worin die französisch ge- sinnten, alles vaterländischen Gefühls ermangelnden Kabinetsräthe Haugwitz und Lombard und der eingebildete beschränkte Beyme herrschten, besaßen des Königs Vertrauen und übten einen verderblichen Einfluß. Eine Denkschrift des Freiherrn von Stein, der damals die Stelle eines Ministers über Zoll-, Handel-und'banksachen bekleidete und den König durch eine „Darstellung der fehlerhaften Organisation des Kabinets und der Nothwendigkeit der Bildung einer Ministerialconferenz" zur Entlassung seiner Räthe und zur Aenderung seiner Politik zu bewegen suchte, blieb vorerst ohne Erfolg. *) Ja Italien wurde nicht nur die i ta l i e n i s ch e R e p u b l i k in ein K ö n i g r e i ch Italien umgewandelt und als Stellvertreter des Kaisers sein Stiefsohn Eugen Beauharnais zum V icek ö nig eingesetzt, sondern Napoleon vergrößerte dasselbe auch durch Beifügung von Parma (welches die andern Mächte dem König von Sardinien als Ersatz für Piemont geben wollten), verlieh die zur engbegränzten Aristokratie cinge- 1803. schrumpfte Republik Lucca mit Piombin o und einigen umliegenden Orten seiner als Gönnerin der Gelehrten und romantischen Dichter gepriesenen Schwester Elisa und ihrem korsischen Gemahl Bacciochi als erbliches Fürstenthum, bis sie später, als auch 1800. Hetrurien (Toscana) mit Frankreich vereinigt ward, die Verwaltung dieses Landes

6. Bd. 2 - S. 395

1854 - Leipzig : Engelmann
395 Das französische Kaiserreich. zu verstärken. Statt diese abzuwarten und im Verein mit ihnen und mit den endlich schlagfertig gemachten Preußen den Feind aufs Neue anzugreisen, ließ sich der Kaiser Franz durch den Fürsten Johann von Lichtenstein bereden, Napoleon einen demüthigen Besuch im französischen Lager abzustatten und in einen Waf- fenstillstand zu willigen, der den Russen die Rückkehr in ihre Heimath auf- legte und Oestreich der Willkür des Siegers preis gab. Um nun die feindlichen Heere, die das Land mit Kriegssteuern, Raub und Erpressung schwer heimsuchten, schneller los zu werden, beschleunigte die ostreichische Regierung den Abschluß des Preßburger Friedens, ob- 2ck schon derselbe Vorderöstreich, Tyrol und das venetianische Ge- biet von dem Reiche losriß, die Kronen von Neapel und Holland an Glieder der bonapartischen Familie brachte und das deutsche Reich der Auf- lösung zuführte und unter den unbedingten Einfluß des französischen Macht- habers stellte, mit dem die Höfe von Baden, Wurtemberg und Bayern auch noch durch die Bande der Verwandtschaft verbunden wurden. Haugwitz, der mit Vermittelungsvorschlagen in Napoleons Hauptquar- tier abgeschickt worden und sich nach einer lange verzögerten, langsamen Reise hatte Hinhalten lassen, bis der entscheidende Schlag bei Austerlitz gefallen, wagte nicht, seine Aufträge vorzubringen, sondern ließ sich ohne Genehmigung seines Hofes theils durch die Drohungen, theils durch die gewinnende Freundlichkeit des französischen Kaisers zur Unterzeichnung des nachtheiligen Vertrages von Schönbrunn bewegen, worin Preußen den auf dem rechten Rheinufer gele- genen Theil des Herzogthums Cleve, das fränkische Fürstenthum Anspach und das Fürstenthum Neufchatel abtrat und dafür Hannover erhalten sollte, mit der Verpflichtung, die Engländer von den Hafen der Nordsee auszu- schließen. Umsonst sträubte sich der König gegen den Tausch, der ihn mit Eng- land zu verfeinden drohte; durch den schnellen Abschluß des Preßburger Friedens von Oestreich getrennt, blieb ihm nichts übrig als sich dem Machtspruche des Siegers zu fügen. 1. Deutschland. In dem Preßburger Frieden erlangten Bayern und Würtem- berg den Kö nigstitel mit Landessouvcrainetät, ohne daß sie jedoch aushören sollten, dem deutschen Staatenbund (Confédération) anzugehören; der neue König von Bayern Max I o sep h wurde für seine Anhänglichkeit an Frankreich belohnt mit dem östreichischen Tyrol nebst B rix en, Tr id e n t u. a. O., mit dem preußischen Anspach und mit der Reichsstadt Augsburg. Eine glänzende Bermählungsfeicr zwischen Eugen Beau har nais, Napoleons adoptirtcm Stiefsohn , und der Tochter des Königs voll- endete den engen Bund des bayerischen Hauses mit dem französischen Hose. Um die Fi- nanznorh zu mindern, wurden durch den König und seinen französisch gesinnten Minister M ontgelas viele Klöster säcularisirt. Der neue König von W ürtem b erg, der die östreichischen Besitzungen in Schwaben nebst fünf Donaustädten und andern Gebieten er- hielt, benutzte seine Souverainetät zur Abschaffung der alten, mit großen Rechten versehe- nen Stände, zur Errichtung eines hohen und nicdern Adels und einer Beamtenaristo- kratie und zur despotischen Bedrückung seiner Unterthanen. Einige Zeit nachher wurde die edle Fürstentochtcr von Würtemberg, Katharina, an Napoleons leichtfertigen Bruder Hieronymus vermählt, der vorher auf des Kaisers Befehl von seiner bürgerlichen Gattin geschieden worden. Uebrigcns war der König von Würtemberg der einzige, der gegen Napoleon und dessen Marschälle seine Würde zu behaupten wußte. — Baden, bald

7. Bd. 2 - S. 396

1854 - Leipzig : Engelmann
Nov. 1807. 1809. 27. Dec. 396 Napoleon Bonaparte's Machtherrschaft. nachher zum Gro ß h erz og th um erhoben, erhielt eine neue Vergrößerung durch den östreichisch en Breisgau, die Stadt Con sta nz und andere Gebietstheile. Unter bemalten trefflichen Karl Friedrich gelangte das Großherzogthum zu hoher Blüthc. Der Universität Heidelberg ward der frühere Glanz zurückgegeben, den sie im l8. Jahrhundert verloren hatte; das fra n z ö sisch e G e setz b u ch verdrängte die ver- schiedenartigen Territorialrechte; Gewerbe, Industrie und Ackerbau fanden Aufmunterung. Sein Enkel Karl wurde mit der von Napoleon adoptirten Stephanie Beauhar- nais, einer Nichte der Kaiserin Josephine, vermählt. Die den Preußen abgetrotzten Clevesch en La n de mit Wesel wurden nebst dem von Bayern abgetretenen Herzog- thum Berg zu einem Großherzogthum umgewandelt und dem Schwager Na- poleons Joachim Mürat übergeben, nach dessen Erhebung auf den Thron von Neapel dieses Gebiet theils an Frankreich kam, theils dem unmündigen Sohne Ludwig Bonapar- te's zugewiesen wurde. Am 25. März 1806 hielt der prachtliebende Reitersührer seinen glänzenden Einzug in Düsseldorf. Das schweizerische W elf ch-N eu cn bürg (Neuscha- tel mit Balengin), dessen Bürgerschaft einst (1707) den König von Preußen, als Erben des Hauses Oranien, zum Fürsten gewählt, (eine Wahl, die von dem Utrechter Frie- densvertrag gutgeheißen worden, §. 636.) wurde dem Marschall Bcrthier verliehen. — Für das an Oestreich gefallene Erzstift S alzb urg erhielt der frühere Großherzog von Toskana, Bruder des östreichischen Kaisers, das Fürstcnthum Würzburg. 2. Holland. Holland, von dem ehrenhaften und vaterländischen Rath spensi o- n ar i us Sch imm e lp en nin k bisher musterhaft regiert, wurde durch Napoleons Ränke und Drohungen dahin gebracht, daß es sich einen Napoleonidcn als König erbat. Der französische Kaiser bestimmte dazu seinen mit Hortense Beauharnais ver- mählten Bruder Ludwig Bonaparte. Schimmelpcnnink, der die Umwandlung Hollands in eine conftitutionelle Erbmonarchie umsonst zu hindern gesucht, dankte ab. Die Bestim- mung, daß nur gcbornen Holländern die Staatsämter übertragen werden sollten, ward wenig geachtet. Im Juni 1806 zog Ludwig in sein neues Königreich ein. 3. Italien. Das Streben Napoleons, gleich Karl dem Großen eine Universalmon- archie zu gründen und alle europäischen Staaten von Frankreich abhängig zu machen, die Kronen als Erblehen seinen Verwandten zu übertragen und die nach französischem Fuße eingerichtete Staatsverwaltung und Rechtspflege durch Franzosen oder französisch gesinnte Eingeborne leiten zu lassen, kam am deutlichsten in Italien zum Vorschein. Hier wurde nicht blos das den Ocstreichcrn entrissene venetianische Gebiet mit dem König- reich Italien verbunden und dem B i c e k ö n i g Eugen und seinen französischen Rath- gebern untergeordnet; sondern Napoleons Schwestern Elisa und Pauline erlangten Erweiterungen ihrer Ländcrgebiete (jene Massa und Carrara). Bald hernach wurde auch das zum Königreich Etrurien erhobene Toscana, dem französischen Kaiserreich beigefügt und in drei Departemente getheilt. Marie Luise von Spanien, Vormünderin ihres Sohnes Karl Ludwig verlor Toscana wieder, das man ihr früher als Ersatz für das entrissene Parma verliehen hatte (§. 740). Statt eines in Aussicht gestellten neuen Kö- nigreichs in Portugal (§. 754) erhielt sie ein Kloster zum Kerker angewiesen. Zwei Jahre später wurde Elise Bacciochi, Napoleons Schwester, bisher Herzogin von Lucca, als Regentin eingesetzt, war aber eigentlich nur Statthalterin des Kaisers. — Das König- reich Neapel wurde an Joseph Bonaparte unter des Kaisers Oberlehnshcrrlichkeit verliehen. Die Königin Karolinc, die ihren Groll gegen die Franzosen und deren Machthaber nicht ersticken konnte, hatte beim Wiederausbruch des Kriegs, gegen den mit Napoleon eingegangenen Vertrag, eine russisch-englische Flotte landen lassen und die gelandeten Truppen mit Freuden ausgenommen. Da Unterzeichnete, am Tag nach dem Abschluß des Preßburger Friedens, Napoleon in Schönbrunn das Dekret, das die berüch- tigte Formel enthielt: „Die Dynastie der Bourbonen in Neapel hat aus-

8. Bd. 2 - S. 397

1854 - Leipzig : Engelmann
397 Das französische Kaiserreich. gehört zu regieren." Umsonst suchte die Königin zuerst durch eine demüthige Ge- sandtschaft an Napoleon, dann, als diese nicht angenommen ward, durch Aufwiegelung der Lazzaroni und Calabresen den Verlust ihrer Krone zu verhindern. Als die Franzosen ^ ^ ^ unter Joseph und Massena anrückten , flüchtete sich der Hof mit seinen Schätzen, Kostbar- izog. keiten und Freunden nach Sicilien. Unter blutigen Kämpfen mit empörten Pöbel- schaaren, die abermals das Leben und Eigenthum der Wohlhabenden bedrohten, nahm Joseph Besitz von der neapolitanischen Königskrone, die er jedoch schon nach zwei Jahren an seinen Schwager Mürat abtreten mußte, als ihn der Machtspruch des Kaisers auf den Thron von Spanien rief. Neue Gesetze, eine neue Verwaltungssorm, Einziehung vieler Klöster und viele den Franzosen nachgebildete Einrichtungen traten überall ein, wo Franzosen die Herrschaft erhielten. Auch mit Pius Vii., welcher weder den englischen Schiffen seine Seehäfen verschließen , noch der Lchnsherrlichkeit über Neapel entsagen wollte, wurde um diese Zeit ein Streit begonnen, der nach zwei Jahren mit dessen Gefangennehmung endigte. Vorerst begnügte sich Napoleon mit der Besetzung einiger Festungen des Kirchenstaats und mit der Verleihung der zwischen Rom und Neapel streitigen Gebiete von B en ev ent und Pontecorvo an Talleyrand und Ber- n a d o t t e als Reichslehen mit dem Herzogsrang. 4. Errichtung eines neuen Lehnsadels. Französische Mar schölle. In dem von Oestreich abgetretenen vcnetianischen Gebiete wurde eine Anzahl Reichslehen mit beträchtlichen Einkünften gegründet und an französische Marschälle und Staats- männer mit dem Herzogstitel verliehen. So das Herzogthum Dalmatien an Soult; Treviso an Mortier; Rovigo an Savary; Cadore an Champagne); Istrien an Besfiercs; Frkaul an Düroc; Belluno an Victor; Conegliano an Moncey; Feltre an Clarke; Baffano an Maret; Vicenza an Caulaincourt; Padua an Arrighi; zu diesen Großlehen kamen etwas später noch andere, wie Rivoli (Massena, später Herzog von Eßlingen); Montebello (Lannes); Ragusa (Marmont); Reggio (Oudinot); Tarent (Macdonald); Castiglione (Augereau); Valmy (Kellermann); Parma (Cambacerös); Plaisance (Lebrün); Otranto (Fouche); Ney wurde zuerst Herzog von Elchingen, dann Prinz von der Moskwa; Davoust Herzog von Auerstädt; Lefebvre Herzog von Danzig; Mouton Fürst von Lobau u. A. m. — Die durch Conventionsbeschluß vom 21. Febr. 1793 abge- schaffte Marschastwürde war von Napoleon durch Senatsconsult vom 28. Floreal des Jahres Xii. (Juni 1804)- wiederhergestellt worden und 14 Marschälle ernannt. 1) Ber- thier, Fürst'vonneufchatelundwagram, Ingenieur-Geograph 1766, Kriegsminister 1790, Major-General und Viccconnetable, gestorben zu Bamberg 1. Jun. 1815, 62 Jahre alt. 2) Murat, Großhcrzog von Cleve und Berg, Soldat 1787, König von Neapel 1808, Lieutenant des Kaisers 1812, erschossen zupizzo in Calabrien 18. Oct. 1815. 3) Moncey, Herzog von Conegliano, Freiwilliger 1768, erster Generalinspcctor der Gendarmerie, Gouverneur des Jnvalidenhotels, gest. zu Paris 20. April 1842. 4) Graf Jourdan, Soldat 1778, Gouverneur des Jnvalidenhotels, gest. 23. Nov. 1833, 71 Jahre alt. 5) Massena, Herzog v. Rivoli, Fürst v. Eßling, Soldat 1775 mit dem Beinamen: l’Enfant chori de la Victoire, gest. zu Paris 4. April 1817, 59jahre alt. 6) Augereau, Herzog v. Castiglione, Soldat 1774, gest. zu la Houffaye 12. Jun. 1816, 59 Jahre alt. 7) Bernadotte, Fürst v. Pontc-Corvo, Soldat 1780, König von Schweden 1818, gest. zu Stockholm im Jan. 1844. 8) Soult, Herzog v. Dalmatien, geb. 1769, Soldat 1785, Oberbefehlshaber des Boulogner Lagers 1804, Generalmarschall 26. Dec. 1847, gest. Juli 1851 , 82 Jahre alt. 9) Graf Brune, Adjutant-Major 1791, ermordet zu Avignon 2. Aug. 1815, 52 Jahre alt. 10) Lannes, Herzog v. Montebello, mit dem Beinamen: 1e Roland de l’armee, Unterlicutenant 1792, tödtlich verwundet bei Eßlingen 22. Mai 1809, gest. 31., 40 Jahre alt. Ii) Mortier, Herzog v. Treviso, Hauptmann

9. Bd. 2 - S. 440

1854 - Leipzig : Engelmann
440 Auflösung des Kaiserreichs und Begründung neuer Zustände. Aber Mürat fühlte bald das Unnatürliche dieses Verfahrens; er führte den Krieg lau und kam mit sich selbst in Zwiespalt; der Friede seines Innern war dahin und der Argwohn seiner Feinde wach. Seinem geraden militärischen Sinn wi- derstrebte ein solcher Verrath der gemeinschaftlichen Sache. Napoleons Landung und Siegeszug war für ihn das Signal zu einer neuen Schilderhebung. Umsonst warnte ihn der Kaiser vor übereilten Schritten; wie einst die Königin Karoline konnte auch er nicht abwarten, wie sich die Dinge gestalten würden. Er erklärte an Oestreich den Krieg und rief die Völker Italiens zu den Waffen, um die Ein- »3^'vheit uni) Unabhängigkeit des schönen Apenninenlandes zu begründen. Die 'i8i5.^ S ch l a ch t von Tolentino entschied wider ihn; sein Heer löste sich auf und wahrend er als Flüchtling nach dem südlichen Frankreich eilte, zogen die Oestrei- cher in seine Hauptstadt ein und gaben den erledigten Thron dem frühern Besitzer Ferdinand zurück. Mürats Gemahlin und Kinder fanden Schutz bei dem Kaiser von Oestreich. Nach der Schlacht von Waterloo irrte Mürat eine Zeit- lang an der französischen Südküste umher, nur mühsam sich vor den Nachstellun- gen der Bourbonen verbergend. Endlich entkam er nach Corsika und unternahm von da aus mit einigen Anhängern eine Landung in Calabrien, um das Volk zum Aufstand gegen Ferdinand zu bewegen. Aber er wurde mit seinen wenigen Begleitern leicht überwältigt und büßte sein Unternehmen mit dem Tode. Am 15. October 1815 wurde Joachim Mürat, der durch Kriegsmuth und Glück vom Sohne eines Gastwirths zum König des schönsten Landes emporgestiegen, zu Pizzo erschoffen. Er starb als tapferer Soldat mit Muth und Standhaftigkeit. §. 777. Waterloo. Ueber eine halbe Million Krieger setzten die europäischen Machte wider den geachteten Usurpator in Bewegung. Noch ehe diese alle ausgezogen waren, rückte Napoleon, nach Eröffnung der 7.Zuni. Kammern in Paris, mit den Soldaten, die ihm von allen Seiten zm strömten, in die Niederlande vor, um den dort versammelten Heeren Blüchers und Wellingtons die Spitze zu bieten. Der Anfang des Feld- i6.Juni.zugs war den Franzosen günstig. Bei Ligny wurden die Preußen nach dem tapfersten Widerstand zurückgedrängt, wahrend Ney bei Qu aire b ras dem aus Engländern, Holländern, Hannoveranern u.a. zusammengesetzten Heere Wellingtons mit Erfolg widerstand. Dort wurde Blücher verwundet, hier fand der ritterliche Herzog Wilhelm von Braunschweig (tz. 762.) den Tod. Auch am entscheidenden Tage schwankte lange der Sieg. Erst als die Preußen im rechten Momente dem bedrängten Heere Wellingtons zu Hülfe kamen, indeß der von Napoleon zur Verfolgung Blüchers abgeschickte Marfchall G rouchy sich vom Kampfplatz fern hielt, wurden die Franzosen, trotz der heldenmüthigften Tapferkeit der alten Krieger, in der Schlacht von i». Juni. Belle-Alliance oder Waterloo gänzlich besiegt. Furchtbar war der Kampf auf der Höhe von Mont St. Jean, wornach die Franzosen die Schlacht benennen, und die Worte, die man später dem General Cam b ro nn e in den Mund gelegt hat: „Die Garde stirbt, aber ergiebt sich nicht!" blieben bei der Nation in ehrendem Andenken, indeß die Schmach, die B o u r m o n t durch seinen Verrath und Grouchy durch seine zweideutige Haltung auf sich luden, durch keine Schutzreden getilgt werden konnte. — Bleich und verwirrt

10. Bd. 2 - S. 545

1854 - Leipzig : Engelmann
Die pyrenäische Halbinsel. 545 obwohl es sich vermöge seiner sinnlichen Natur und seiner romantisch-ritterlichen Neigungen und Gewohnheiten eher für eine tapfere, militärische Persönlichkeit, für einen kühnen Heerführer und Bandenhauptmann begeistert als für constitu- tionelle Staatsformen und parlamentarische Verhandlungen, und obwohl der mächtige Einfluß der Geistlichkeit und der Mönche auf das unwissende und aber- gläubische Volk einer freien politischen Entwicklung nicht förderlich ist, so fanden doch alle Formen des modernen Staatslebens, von der demokratischen Republik bis zum apostolischen Absolutismus in der pyrenaischen Halbinsel ihre Anhänger und Verfechter. Die untern Volksklaffen, namentlich die Land- und Berg- bewohner, die ohne alle Einsicht, Urtheil und politische Bildung ganz den Ein- gebungen der Geistlichen folgen, hielten an den alten hierarchischen und monarchi- schen Einrichtungen fest und dienten der Aristokratie und dem Klerus zur Erhal- tung und Beschützung der verfaulten und morschen Zustande der altspanischen apostolischen Königsmacht gegen die Reformbestrebungen der „Liberalen"; wah- rend der aufgeklärte Mittelstand in den Städten, die studirte und gebildete Klaffe und viele Offiziere der Armee den aus Frankreich überkommenen Ansichten huldig- ten, wornach das Königthum durch Betheiligung der Volksvertreter am Staats- leben und durch Verantwortlichkeit der Minister beschränkt erscheint. So lange Ferdinand Vii. regierte, blieb die Partei der constitutionell Gesinnten gefährdet und gedrückt, da der König den alten Groll gegen die Eortes und die Liberalen nie ablegte. Selbst die Julirevolulion, die die Hoffnung der Verfolgten mächtig hob, brachte in ihre Lage keine Aenderung. Zwar schaarten sich einige hundert Flüchtlinge um den aus England herbeigeeilten Mina und wagten einen bewaff- neten Einfall in Spanien, aber von Frankreich verlassen und von den königlichen Truppen in die Enge getrieben, scheiterte ihr Unternehmen und vermehrte Druck und Verfolgung. Einen noch kläglichem Ausgang nahm das Beginnen des Generals Torrijas, der mit einer kleinen Schaar Getreuer im südlichen Spanien einen Landungsversuch machte und die Fahne der Cortes-Verfassung aufpflanzte, und die gleichzeitige Verschwörung einiger alten Seesoldaten in Cadix zu demselben Zweck. Von einer überlegenen Truppenmacht überwältigt, büßte Torrijas und 54 seiner Gefährten das kühne Wagniß mit einem schmachvollen Tod. Erst als der heuchle- rische König ins Grab sank, brach für die Constitutionellen eine bessere Zeit an. §. 827. Kainpf der Christinos gegen die Karlisten. Einige Monate vor den Iulitagen hatte sich Ferdinand von seiner vierten Gemahlin, 29. März Marie Christine von Neapel, bewegen lassen, durch ein aus königlicher 1830, Machtvollkommenheit erlassenes Hausgesetz („pragmatische Sanction") das in allen bourbonischen Staaten eingeführte salische Gesetz, welches die Frauen von der Thronfolge ausschließt, aufzuheben und dadurch seiner in dem- selben Jahre geborenen Tochter Isabella die (nach a ltkasti lisch em Rechte zulässige) Thronfolge zu sichern. Diese Aenderung mißfiel der apostolischen Partei, die ihr ganzes Vertrauen auf Ferdinands jüngern Bruder Don Carlos ge- worfen hatte und von seiner muthmaßlichen Thronbesteigung goldne Tage für die Anhänger des monarchisch-hierarchischen Absolutismus erwartete. Sie bewog Don Carlos zu einer Protestation gegen jeden Akt, der ihn seines eventuellen Thronrechts berauben würde, und benutzte den Augenblick, als der König in einen Zustand körperlicher und geistiger Schwäche verfiel und sein baldiger Tod zu erwarten stand, um einen Widerruf der pragmatischen Sanction zu er- schleichen. Allein Ferdinand erholte sich wieder und empört über das treulose Spiel, das seine Vertrauten mit ihm getrieben, verbannte er seinen Bruder, berief dann die alten Cortes zusammen und ließ durch sie das neue Hausgesetz Weber, Geschichte. Ii. 6. Ausl. 35
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