190
Das siebenzehnte Jahrhundert.
kannten die Umgestaltung an, nur der päpstliche Stuhl zögerte aus Wohl-
wollen für Spanien noch 28 Jahre. Die nach langer Unterbrechung einbe-
Bragcm' rufenen portugiesischen Stande bestätigten die Revolution und trafen über
Steuererhebung und Kriegswesen mehrere gute Einrichtungen. Ohne große
Hann iv. Anstrengung behauptete sich Johann I V. gegen das machtlos ankämpfende
\u '' Spanien. Sein ältester Sohn Alfons Iv. folgte ihm. Aber seine an Blöd-
1656-o?; sinn grenzende Schwachheit machte ihn zur Selbstregierung unfähig und sein
* 1(!83‘ unsittliches Leben zog ihm die Verachtung des Volkes zu. Dadurch gelang
es seiner französischen Gemahlin mit Hülfe eines von dem jüngern Bruder
des Königs Don Pedro geleiteten Aufstandes, Alfons zur Entsagung des
was. Thrones zu bringen. Don Pedro, mit der geschiedenen Königin vermählt,
führte hierauf mit Einwilligung der Cortes, anfangs als Regent und dann,
als sein in stumpfsinniger Muße in Cintra lebender Bruder gestorben war
(1683), als König (Peter Ii.) die Regierung. Während seiner Regentschaft
Jjg; wurde mit Holland ein Friede geschlossen, der den Portugiesen Br afi-
lien und den Rest ihrer ostindischen Besitzungen sicherte. Dagegen wurde
der.krieg mit Spanien hitziger geführt. Als aber Portugal von Frankreich
und England Unterstützung erhielt und der französische General Schom-
1665. b e r g den Spaniern zwei große Niederlagen beibrachte (bei Almexial und
Villa Vchosa), da fügte sich der Madrider Hof in die Nothwendigkeit und
1668. ánnte im Frieden von Lissabon die Unabhängigkeit Portugals an.
Aber die Sicherstellung des portugiesischen Thrones war ein Nachtheil für die
Freiheit der Nation. Die Cortes, die während der Revolution und der
darauf erfolgten Kämpfe und Stürme große Macht erworben, wurden bald
o dem Fürstenhaus Braga nza beschwerlich. Ihre Einberufung unterblieb
hann v. allmählich und König Johann V. regierte wie ein Herr, „der von Gott und
170ü ^ Rechtswegen König ist."
§.607. Die Empörung von Catalonien und Portugal führte den Sturz
1643. von Olivarez und die Erhebung Haro's zum Premierminister herbei.
Aber bald erregte der Steuerdruck und die Aushebung für die Armee auch in
Neapel und Sicilien drohende Bewegungen. — Dort schaarte sich das
über die Härte und Habsucht der Steuererheber empörte Volk um einen Fischer
1647. von Atrani (bei Amalsi), M asan iello (Thomas Aniello), bemächtigte sich
der Hauptstadt und zwang den Vicekönig in der Burg Schutz zu suchen. Zwar
wurde Masaniello, der einige Tage als Oberhaupt von Neapel das
größte Ansehen genoß, bald jedoch in Geistesverwirrung verfiel, von seinen
Feinden ermordet; allein der Aufstand war darum nicht unterdrückt. Viel-
mehr bluteten alle Spanier, die in die Hände der Rebellen sielen, als Opfer
für Masaniello und Neapel wurde als Republik regiert. Erst als die spanische
Regierung den verhaßten Vicekönig abrief und die Steuerlast minderte, kehrte
Kcirl u. allmählich die Ruhe zurück. Auf Philipp Iv. folgte sein unmündiger, an
1cs0~ Körper und Geist schwacher Sohn K'arl Ii., für den seine Mutter, eine
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Extrahierte Personennamen: Johann_I_V. Johann Alfons_Iv Alfons Pedro Peter_Ii Johann_V. Johann_V. Gott Thomas_Aniello Masaniello Masaniello Kcirl Philipp_Iv Philipp
Extrahierte Ortsnamen: Spanien Hann Spanien Cintra Holland Spanien Frankreich England Madrider_Hof Lissabon Portugals Portugal Neapel Sicilien Neapel Neapel
Das Zeitalter Ludwigs Xiv.
235
gewechselt, der tägliche Verkehr mit Geldscheinen geführt. Was anfangs freiwillig
geschah, wurde später durch Edikte gefordert. Die habsüchtigen Großen bereicher-
ten sich, indeß der Bürgerstand bei dem gänzlichen Bankbruch, der sich bald
herausstellte, seine Habe verlor. Das ausschweifende Leben stürzte den Herzog
Regenten früh ins Grab, worauf Ludwig Xv. die Regierung selbst übernahm 7722.
und die Leitung des Ministeriums seinem alten Lehrer Fleury, einem friedfer-
tigen, auf Hebung des Ackerbaues, der Industrie und des Seewesens bedachten
Prälaten in die Hände gab.
tz. 638 a. 2) Spanien. Philipp V. war ein schwacher, von Weibern be-
herrschter Regent. Nach dem Tode seiner ersten Gemahlin leitete ihn die Gräfin
Ursini noch unumschränkter als zuvor, bis die neue Königin, Elisabeth von
Parma, sie gleich nach ihrer Ankunft aus Spanien entfernte. Bei dem zuneh-
menden Trübsinn Philipps kam alle Macht in die Hände der Königin und ihres
vertrauten Ministers, des ränkevollen Italieners Alb ero Nt, der nunmehr ein
absolutes Kabinetregiment begründete und den Ehrgeiz seiner Gebieterin zu Kriegs-
und Eroberungsplänen benutzte. Er hob das spanische Seewesen und suchte dann
die durch den Utrechter Frieden seinem König entrissenen Staaten in Italien wie-
der zu erobern. Schon war Sardinien und Sicilien in den Händen der
Spanier, als die drohende Haltung der Quadrupelallianz (Frankreichs, Eng-
lands, Oestreichs und Hollands) den furchtsamen Philipp so schreckte, daß es
einer von dem Herzog Regenten von Frankreich gebildeten weiblichen Hof-Cabale
nicht schwer ward, Alberoni zu stürzen. Er erhielt Befehl innerhalb zwei Tagen 1719-
das Reich zu verlassen; die Eroberungen wurden aufgegeben. Aber der ränke-
vollen Königin Elisabeth gelang es doch nach einigerzeit, für ihren ältesten Sohn
Karl das Königreich Neapel und Sicilien und für ihren zweiten Sohn
Philipp dasherzoglhum Parma, Piacenza und Guastalla zu erwerben.
So erhielten diese Staaten bourkonische Herrscher. — Philipp V. 1724.
übergab in einem Anfall von Schwermuth die Regierung seinem ältesten Sohne;
als dieser aber schon nach 8 Monaten starb, übernahm er dieselbe wieder, ohne
sich jedoch um die Staatsgeschäfte zu kümmern, die der holländische Abenteurer
Rippecda nach den Wünschen der Königin leitete. Dadurch verlor Spanien
immer mehr an Einfluß auf die Gestaltung der Dinge in Europa. Als endlich
Philipp V., dessen Melancholie mit'den Jahren wuchs, unter Gram und Sorgen 1746.
ins Grab sank, folgte ihm sein zweiter Sohn (erster Ehe) Ferdinand Vi., auf
den des Vaters Gemüthskrankheit übergegangen war, so daß er zuletzt in unbeilbare 1746-59.
Schwermuth versank und nur bei Harfenspiel und Gesang, wie auch Philipp und
weiland König Saul, Erleichterung fand; daher der Opernsänger Farinellia^ff^
großen Einfluß bei Hofe gewann. Nach Ferdinands Tod folgte dessen Halbbruder inneapel.
Karl, bisher König von Neapel und Sicilien, welches Reich er seinem dritten ^Apa-
Sohn Ferdinand überließ. nie».
tz. 638 b. 3) Italien, a) Oberitalien. Die Herzoge von Sa-
voyen und Piemont wußten durch kluge Benutzung der politischen Umstände
und durch glückliche Bündnisse mit mächtigen Fürsten in Kriegszeiten ihr Gebiet Karl
zu erweitern und die Verluste gegen die Schweiz durch Erwerbungen in Italien E'mmuel
auszugleichen. Karl Emanuel der Große zog aus den französischen Reli- kw
gionskriegen (§. 537. ff.) und der kirchlichen Spaltung der Schweiz mancherlei
Vortheile, wenn schon die großen Hoffnungen, die er genährt hatte, nicht alle in deusi.^
Erfüllung gingen. Vi ctor Amadeus I., erwarb bei Gelegenheit des Man- ^Kar?"'
tuanischen Erbfotgestreits (h. 572.) einen schönen Theil des Herzogthums Mont- ^Ema-
ferrat. Unter seinem Sohn Ka r l Em anu el Ii. brachte eine streitige vor-1037 - 75.
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Extrahierte Personennamen: Ludwigs Ludwig_Xv. Philipp_V. Philipp_V. Elisabeth_von
Parma Philipps Philipps Philipp Philipp Karl Karl Philipp_dasherzoglhum_Parma Philipp Guastalla Philipp_V. Philipp_V. Rippecda Philipp_V. Philipp_V. Ferdinand_Vi Ferdinand Philipp Philipp Ferdinands Karl Karl Ferdinand_überließ Ferdinand Karl Karl_Emanuel_der_Große Karl Amadeus_I.
Das Zeitalter Ludwigs Xiv.
237
wohner und verjagten ihre bisherigen Gebieter. Nach einem langen wechselvollen i73o.
Kampfe, wahrend dessen es dem deutschen Abenteurer B a r o n T h e o d o r von 1736.
Neu Hof gelang, sich auf einige Zeit zum König von Corsika aufzuschwin-
gen, riefen endlich die Genuesin die Franzosen zu Hülse. Aber die Corsikaner
vertheidigten sich lange mit großer Tapferkeit, besonders seitdem Paoli an ihrer 1755.
Spitze stand, so daß die Franzosen nur mit der größten Mühe und Anstrengung
sich der Insel endlich bemächtigten, worauf Genua dieselbe vertragsweise an
Frankreich abtrat. Paoli und seine Genossen fanden Schutz in England. Wah- 1768.
rend des östreichischen Erbfolgekriegs (§. 660.) wurde Genua von kaiserlichen 1743.
Truppen eingenommen und sollte gezwungen werden, die Landschaft Finale an
Sardinien abzutreten. Allein die Genuesen erregten einen Aufstand und schlugen
die Oestreicher mit großer Tapferkeit zu ihren Mauern hinaus; und alle Anstren-
gungen der Feinde, die Stadt wieder zu erobern, waren vergeblich. Im Aache-
ner Frieden (§. 661.) erhielt die Republik ihr ganzes früheres Gebiet zurück.
— Mailand nebst Mantua blieben seit dem Frieden von Utrecht 1748-
(§. 636.) im Besitze Oestreichs.
li) Mittel-Italien. Die alte Republik Florenz wurde zuerst in ein
Heczogthum (§. 383.) und um 1569 in ein Großherzogthum Toskana
verwandelt und noch zwei Jahrhunderte von der M e d i cei sch en Familie nicht
ohne Ruhm verwaltet. Cosmo, ein kluger, unternehmender, aber treuloser
Fürst, erweiterte das Gebiet durch Erwerbung von Siena und andern Territo-
rien, und begründete die Unabhängigkeit des Herzogthums durch die schlaue Ent-
fernung der spanischen Besatzungen aus den bedeutendsten Städten seines Landes.
Hierauf überwand er die Fl0rentinisch en Emigranten, die, unter der
Leitung des entschlossenen St r 0 zzi und unterstützt von dem Papste und meh- iss4.
reren italienischen Fürsten, feindliche Angriffe auf Toskana machten, um den Flo-
rentinischen Freistaat wieder herzustellen, und richtete dann seine ganze Thatigkeit
auf Vernichtung der republikanischen Formen und der ständischen Freiheiten und
auf Begründung einer unumschränkten einherrlichen Gewalt. Dies geschah nicht
ohne große Strenge, List und Grausamkeit, „denn der Herzog war argwöhnisch
und die Florentiner sprachen gern von alten Zeiten. Wider Friedensstörer und
Rebellen wurde ein eigenes Jnquisitionsgericht angeordnet, zum Ermorden der
Rebellen durch Belohnungen ausgefördert. Bei Consiscation aller Güter und bei
Lebensstrafe sollte Niemand ein Gewehr tragen. Kaum verhinderte noch To-
re lli, daß nicht, der vermeinten religiösen und politischen Ruhe zu Ehren, aller
Buchhandel zu Grunde gerichtet wurde." Von diesem Cosmo sagten die Ausgewan-
derten,,, in ihrem schönen Tyrrhenerlande, wo sonst Gerechtigkeit und Ehre so viel
gegolten, erscheine jetzt der als der Beste, der sich am meisten mitblut befleckt und
die meisten Wittwen und Waisen gemacht habe." Als Cosmo durch solche Mit-
tel seine Herrschaft befestigt, war er bemüht, den Wohlstand des Volks durch
Beförderung des H andels und der Fabriken zu heben; auch die schönen
Künste fanden in ihm einen freigebigen Gönner. Mit Kaiser Augustus, dem man
den ersten Großherzog Cosmo mit Recht verglichen, hatte er auch in Familien-
unfallen eine traurige Aehnlichkeit; doch haben sich die Verbrechen, wodurch seine
Kinder fast sammtlich den Tod gefunden haben sollen, durch neuere Forschung als
Erdichtungen herausgestellt. Man erzählte einst: „Ein Herzog v. Ferrara vergif-
tete Lucrezia, Tochter des Großherzogs, seine Gemahlin; ein Fürst Orsini fand
Gründe, Isabella ihre Schwester zu erwürgen; der Cardinal Johann von Medici '
wurde über einer Iagdstreitigkeit von Garcia, seinem Bruder, ermordert; diesen
tödtete Cosimo, ihr beider Vater, eigenhändig;" (beide Brüder wurden das Opfer
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Extrahierte Personennamen: Ludwigs Corsika Augustus Augustus Lucrezia Isabella Cardinal_Johann_von_Medici Johann Garcia
Extrahierte Ortsnamen: Genua Frankreich England Sardinien Mailand Mantua Utrecht Siena Ferrara
388
Napoleon Bonaparte's Machtherrschast.
soldung der höhern und niedern Geistlichkeit durch dm Staat und ihre Bestatü
gung durch die Curie in Rom die frühere Unabhängigkeit vernichten. Der Bund
des weltlichen und geistlichen Gebieters war weder heilsam noch dauerhaft. Jeder
strebte nach ausschließlicher Gewalt und der römische Bekehrungseifer nahm bald
Aergerniß an der Bestimmung der Verfassung, daß nicht blos alle christlichen
Confessionen, sondern auch die Juden bürgerliche und kirchliche Rechtsgleichheit
haben und sich vollkommener Toleranz erfreuen sollten.
18. April
1802. Das Concordat, dessen Abschluß am ersten Ostertag durch ein öffentliches Dank-
fest gefeiert ward, enthielt folgende wesentliche Bestimmungen: 10 Erzbischöfe und 50
Bischöfe werden von der Regierung ernannt und besoldet und vom Papst bestätigt. Alle
Geistlichen, sowohl die unbeeidigten, als die beeidigten und verheiratheten, entsagen ihren
Stellen, können aber aufs Neue eingesetzt werden. Die Ausgeschlossenen werden wieder in
den Schoos der Kirche ausgenommen und erhalten bis zu ihrem Lode vom Staate einen
Gehalt. Das cingezogenc Kirchengut verbleibt in den Händen der gegenwärtigen Besitzer;
die Zahl der Feiertage wird beschränkt.
Große Gewalt und Einstuß erhielt der monarchische Staat durch die Ueber-
weisung des U n t e rri ch t s w e se n s an die weltliche Regierung. Da-
durch, daß alle Lehrer und Schulanstalten vom Staate abhängig waren, erlangte
dieser auf die Geistesrichtung des Volkes denselben Einfluß, den früher die Kirche
besessen.
Die Sorgfalt des Consuls war hauptsächlich den höhern Lehranstalten (beson-
ders der von Monge eingerichteten polytechnischen Schule in Paris) zugewendet.
Diese wurden von der Staatskasse reich fundirt, während man die Bürger- und Ele-
mentarschulen (Primär- und Secundärschulen) den Gemeinden überwies, sie aber der
Kaiserl. Aufsicht der Staatsbehörde unterwarf. Zur Zeit des Kaiserthums wurde die von der
V= Regierung abhängige kaiserliche Universität an die Spitze des gesammtcn Schul-
wesens gestellt, mit dcr Bcfugniß, alle Lehranstalten zu organisiren und zu überwachen, die
Lehrer zu prüfen und das ganze Unterrichtswesen zu leiten, eine großartigemaßregel, wo-
durch die Leitung des Unterrichts der Geistlichkeit entzogen und der Regierung anheim-
Natianal'sieben ward. Das von dem Directorium an die Stelle der aufgehobenen Academieen er-
Jnstitut. richtete N ati o n al-Jnstitut zur Pflege und Förderung der Künste und Wissenschaften
wurde von Napoleon neu organisirt und erweitert, war aber nur eine gelehrte Prunkan-
stalt, in der dem Consul und nachmals dem Kaiser Weihrauch gestreut wurde.
*) Stammtafel der Familie Bonaparte ans Ajaccio auf Korsika.
Carlo Bu o naparte^Laetitia, geb. Ramolini (f 1800 zu Rom).
1. Joseph Bonaparte, 2. Napoleon B., 3. Lucian B., 4. Elisa^Baceiochi,
(Grafvon Survillierê) Fürst v. Canine. 41820.
+ 1844. + 1840.
5. Ludwig B., 0. Pauline^Borghcse, 7. Karoline^Mürat, 8. Hieronymus B.
Herzog v. St. Leu + 1825, Gräfin v. Lipona(Napoli) Herzog v. Montfort
ch 1846. ch 1839. (Gouverneur des Jn-
validenhotels in
Paris.)
Napoleon Bonaparte^.J o seph in e B ea u h a rn ai s (geb. Lascher de la Pagerie)
Eugen, Hortense^mit Ludwig Bonap.
Herzog v. Leuchtenberg Herzoqin v. St. Leu
1 1824. f 1837. |
I
Ludwig Napoleon,
(seit 1848 Präsident der franz. Republik,
seit dem 2. Dec. 1852 Kaiser der Franzosen).
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Monge Napoleon Carlo_Bu Joseph_Bonaparte Napoleon_B. Napoleon Lucian_B. Grafvon_Survillierê Ludwig_B. Ludwig Hieronymus_B.
Herzog Napoleon Eugen Eugen Ludwig_Bonap Ludwig Leuchtenberg Herzoqin Ludwig_Napoleon Ludwig Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Rom Paris Ajaccio Korsika Rom Paris
392
Napoleon Bonaparte's Machtherrschast.
Die drohende Haltung, die Napoleon von Hannover aus gegen den ganzen
Norden annahm, verbunden mit seinen gewaltthatigen Uebergriffen in Italien,
trugen dazu bei, das schon seit der Ermordung Enghiens erkaltete Bündniß zwi-
schen dem französischen und russischen Kaiser vollends zu zerreißen. Als daher
Pitt, durchdrungen von der Ansicht, daß für England und Europa keine Ruhe
bestehen könne, so lange die alle historischen Rechte und alles Staatswesen gefähr-
denden Ideen der Revolution in Frankreich Geltung hätten und von einem despo-
tischen, allezeit schlagfertigen Soldatenkaiser aufrecht erhalten würden, den von
Napoleon nach Errichtung des Kaiserreichs abermals angebotenen Frieden zurück-
wies und mit Rußland über den Abschluß einer neuen Eoalition Unterhandlun-
gen anknüpste, fand er eine günstige Stimmung. Kaiser Alexander, besorgt und
eifersüchtig über Napoleons wachsende Macht in Italien (wo er sich durch eine
nach Paris berufene Consulta zum König von Italien erklären und in Mai-
Irtiib mit der eisernen Krone der Lombarden feierlich krönen ließ*), in Deutsch-
land (wo bei den Entschädigungsverhandlungen keine russischen Gesandten zuge-
lasien wurden), in Spanien (das durch einen neuen Vertrag sich zur Lieferung
von Schiffen und zur Entrichtung jährlicher Subsidien an Frankreich verpflich-
tete) und in Holland (wo der wackere Schimmelpennink gegen seinen Willen
zur Errichtung einer monarchischen Verfaffung behülflich sein mußte (§. 747. 2),
und gereizt durch mancherlei Kränkungen, die der französische Kaiser in seiner
Heftigkeit dem russischen Gesandten in Paris zugefügt, schloß mit England ein
Bündniß, um Europa vor Napoleons Herrschsucht und Ländergier sicher zu stel-
len und Frankreich in seine frühem Grenzen zurückzudrängen. Bald trat Oest-
isoö' reich und wenige Wochen später Schweden bei, und auch Neapel wurde
leicht zum Anschluß gebracht, als eine englisch - russische Flotte an der campani-
schen Küste erschien. England bezahlte mit Subsidiengeldern die Vortheile, die
es durch die Coalition zu gewinnen hoffte. Preußen dagegen blieb neutral, so
sehr auch die kriegerisch gesinnte Partei, die hochherzige Königin Luise und den
lapfern aber sittenlosen Prinzen Ludwig Ferdinand an der Spitze, den fried-
liebenden, unentschlossenen König zum Anschluß an die Coalition zu bewegen
bemüht war, nahm jedoch eine zweideutige, drohende Haltung an, die den
französischen Machthaber beleidigte, ohne ihm zu schaden. Ein zwischen dem
König und dem Staatsministerium stehendes Kabinet, worin die französisch ge-
sinnten, alles vaterländischen Gefühls ermangelnden Kabinetsräthe Haugwitz
und Lombard und der eingebildete beschränkte Beyme herrschten, besaßen des
Königs Vertrauen und übten einen verderblichen Einfluß. Eine Denkschrift des
Freiherrn von Stein, der damals die Stelle eines Ministers über Zoll-,
Handel-und'banksachen bekleidete und den König durch eine „Darstellung der
fehlerhaften Organisation des Kabinets und der Nothwendigkeit der Bildung
einer Ministerialconferenz" zur Entlassung seiner Räthe und zur Aenderung seiner
Politik zu bewegen suchte, blieb vorerst ohne Erfolg.
*) Ja Italien wurde nicht nur die i ta l i e n i s ch e R e p u b l i k in ein K ö n i g r e i ch
Italien umgewandelt und als Stellvertreter des Kaisers sein Stiefsohn Eugen
Beauharnais zum V icek ö nig eingesetzt, sondern Napoleon vergrößerte dasselbe auch
durch Beifügung von Parma (welches die andern Mächte dem König von Sardinien als
Ersatz für Piemont geben wollten), verlieh die zur engbegränzten Aristokratie cinge-
1803. schrumpfte Republik Lucca mit Piombin o und einigen umliegenden Orten seiner als
Gönnerin der Gelehrten und romantischen Dichter gepriesenen Schwester Elisa und
ihrem korsischen Gemahl Bacciochi als erbliches Fürstenthum, bis sie später, als auch
1800. Hetrurien (Toscana) mit Frankreich vereinigt ward, die Verwaltung dieses Landes
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Napoleon Napoleon Alexander Alexander Napoleons Napoleons Ludwig_Ferdinand Ludwig Ferdinand Kabinetsräthe_Haugwitz Eugen
Beauharnais Eugen Napoleon Elisa Bacciochi
Extrahierte Ortsnamen: Italien Enghiens England Europa Frankreich Napoleons Italien Paris Italien Mai-
Irtiib Deutsch- Spanien Frankreich Holland Paris England Europa Frankreich Neapel England Italien Italien Sardinien Lucca Frankreich
395
Das französische Kaiserreich.
zu verstärken. Statt diese abzuwarten und im Verein mit ihnen und mit den
endlich schlagfertig gemachten Preußen den Feind aufs Neue anzugreisen, ließ sich
der Kaiser Franz durch den Fürsten Johann von Lichtenstein bereden, Napoleon
einen demüthigen Besuch im französischen Lager abzustatten und in einen Waf-
fenstillstand zu willigen, der den Russen die Rückkehr in ihre Heimath auf-
legte und Oestreich der Willkür des Siegers preis gab.
Um nun die feindlichen Heere, die das Land mit Kriegssteuern, Raub
und Erpressung schwer heimsuchten, schneller los zu werden, beschleunigte
die ostreichische Regierung den Abschluß des Preßburger Friedens, ob- 2ck
schon derselbe Vorderöstreich, Tyrol und das venetianische Ge-
biet von dem Reiche losriß, die Kronen von Neapel und Holland an
Glieder der bonapartischen Familie brachte und das deutsche Reich der Auf-
lösung zuführte und unter den unbedingten Einfluß des französischen Macht-
habers stellte, mit dem die Höfe von Baden, Wurtemberg und
Bayern auch noch durch die Bande der Verwandtschaft verbunden wurden.
Haugwitz, der mit Vermittelungsvorschlagen in Napoleons Hauptquar-
tier abgeschickt worden und sich nach einer lange verzögerten, langsamen Reise
hatte Hinhalten lassen, bis der entscheidende Schlag bei Austerlitz gefallen, wagte
nicht, seine Aufträge vorzubringen, sondern ließ sich ohne Genehmigung seines
Hofes theils durch die Drohungen, theils durch die gewinnende Freundlichkeit
des französischen Kaisers zur Unterzeichnung des nachtheiligen Vertrages von
Schönbrunn bewegen, worin Preußen den auf dem rechten Rheinufer gele-
genen Theil des Herzogthums Cleve, das fränkische Fürstenthum Anspach
und das Fürstenthum Neufchatel abtrat und dafür Hannover erhalten
sollte, mit der Verpflichtung, die Engländer von den Hafen der Nordsee auszu-
schließen. Umsonst sträubte sich der König gegen den Tausch, der ihn mit Eng-
land zu verfeinden drohte; durch den schnellen Abschluß des Preßburger Friedens
von Oestreich getrennt, blieb ihm nichts übrig als sich dem Machtspruche des
Siegers zu fügen.
1. Deutschland. In dem Preßburger Frieden erlangten Bayern und Würtem-
berg den Kö nigstitel mit Landessouvcrainetät, ohne daß sie jedoch aushören
sollten, dem deutschen Staatenbund (Confédération) anzugehören; der neue König von
Bayern Max I o sep h wurde für seine Anhänglichkeit an Frankreich belohnt mit dem
östreichischen Tyrol nebst B rix en, Tr id e n t u. a. O., mit dem preußischen Anspach
und mit der Reichsstadt Augsburg. Eine glänzende Bermählungsfeicr zwischen Eugen
Beau har nais, Napoleons adoptirtcm Stiefsohn , und der Tochter des Königs voll-
endete den engen Bund des bayerischen Hauses mit dem französischen Hose. Um die Fi-
nanznorh zu mindern, wurden durch den König und seinen französisch gesinnten Minister
M ontgelas viele Klöster säcularisirt. Der neue König von W ürtem b erg, der die
östreichischen Besitzungen in Schwaben nebst fünf Donaustädten und andern Gebieten er-
hielt, benutzte seine Souverainetät zur Abschaffung der alten, mit großen Rechten versehe-
nen Stände, zur Errichtung eines hohen und nicdern Adels und einer Beamtenaristo-
kratie und zur despotischen Bedrückung seiner Unterthanen. Einige Zeit nachher wurde die
edle Fürstentochtcr von Würtemberg, Katharina, an Napoleons leichtfertigen Bruder
Hieronymus vermählt, der vorher auf des Kaisers Befehl von seiner bürgerlichen Gattin
geschieden worden. Uebrigcns war der König von Würtemberg der einzige, der gegen
Napoleon und dessen Marschälle seine Würde zu behaupten wußte. — Baden, bald
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Extrahierte Personennamen: Franz Franz Johann_von_Lichtenstein Johann Napoleon Napoleons Oestreich Max Eugen
Beau Eugen Napoleons Katharina Napoleons Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Tyrol Neapel Holland Baden Wurtemberg Napoleons Rheinufer Nordsee Deutschland Bayern Frankreich Reichsstadt_Augsburg Napoleons Schwaben Würtemberg Napoleons Baden
Nov.
1807.
1809.
27. Dec.
396 Napoleon Bonaparte's Machtherrschaft.
nachher zum Gro ß h erz og th um erhoben, erhielt eine neue Vergrößerung durch den
östreichisch en Breisgau, die Stadt Con sta nz und andere Gebietstheile. Unter
bemalten trefflichen Karl Friedrich gelangte das Großherzogthum zu hoher Blüthc.
Der Universität Heidelberg ward der frühere Glanz zurückgegeben, den sie im
l8. Jahrhundert verloren hatte; das fra n z ö sisch e G e setz b u ch verdrängte die ver-
schiedenartigen Territorialrechte; Gewerbe, Industrie und Ackerbau fanden Aufmunterung.
Sein Enkel Karl wurde mit der von Napoleon adoptirten Stephanie Beauhar-
nais, einer Nichte der Kaiserin Josephine, vermählt. Die den Preußen abgetrotzten
Clevesch en La n de mit Wesel wurden nebst dem von Bayern abgetretenen Herzog-
thum Berg zu einem Großherzogthum umgewandelt und dem Schwager Na-
poleons Joachim Mürat übergeben, nach dessen Erhebung auf den Thron von Neapel
dieses Gebiet theils an Frankreich kam, theils dem unmündigen Sohne Ludwig Bonapar-
te's zugewiesen wurde. Am 25. März 1806 hielt der prachtliebende Reitersührer seinen
glänzenden Einzug in Düsseldorf. Das schweizerische W elf ch-N eu cn bürg (Neuscha-
tel mit Balengin), dessen Bürgerschaft einst (1707) den König von Preußen, als Erben
des Hauses Oranien, zum Fürsten gewählt, (eine Wahl, die von dem Utrechter Frie-
densvertrag gutgeheißen worden, §. 636.) wurde dem Marschall Bcrthier verliehen. —
Für das an Oestreich gefallene Erzstift S alzb urg erhielt der frühere Großherzog von
Toskana, Bruder des östreichischen Kaisers, das Fürstcnthum Würzburg.
2. Holland. Holland, von dem ehrenhaften und vaterländischen Rath spensi o-
n ar i us Sch imm e lp en nin k bisher musterhaft regiert, wurde durch Napoleons
Ränke und Drohungen dahin gebracht, daß es sich einen Napoleonidcn als König erbat.
Der französische Kaiser bestimmte dazu seinen mit Hortense Beauharnais ver-
mählten Bruder Ludwig Bonaparte. Schimmelpcnnink, der die Umwandlung Hollands
in eine conftitutionelle Erbmonarchie umsonst zu hindern gesucht, dankte ab. Die Bestim-
mung, daß nur gcbornen Holländern die Staatsämter übertragen werden sollten, ward
wenig geachtet. Im Juni 1806 zog Ludwig in sein neues Königreich ein.
3. Italien. Das Streben Napoleons, gleich Karl dem Großen eine Universalmon-
archie zu gründen und alle europäischen Staaten von Frankreich abhängig zu machen, die
Kronen als Erblehen seinen Verwandten zu übertragen und die nach französischem Fuße
eingerichtete Staatsverwaltung und Rechtspflege durch Franzosen oder französisch gesinnte
Eingeborne leiten zu lassen, kam am deutlichsten in Italien zum Vorschein. Hier wurde
nicht blos das den Ocstreichcrn entrissene venetianische Gebiet mit dem König-
reich Italien verbunden und dem B i c e k ö n i g Eugen und seinen französischen Rath-
gebern untergeordnet; sondern Napoleons Schwestern Elisa und Pauline erlangten
Erweiterungen ihrer Ländcrgebiete (jene Massa und Carrara). Bald hernach wurde auch
das zum Königreich Etrurien erhobene Toscana, dem französischen Kaiserreich
beigefügt und in drei Departemente getheilt. Marie Luise von Spanien, Vormünderin
ihres Sohnes Karl Ludwig verlor Toscana wieder, das man ihr früher als Ersatz für das
entrissene Parma verliehen hatte (§. 740). Statt eines in Aussicht gestellten neuen Kö-
nigreichs in Portugal (§. 754) erhielt sie ein Kloster zum Kerker angewiesen. Zwei Jahre
später wurde Elise Bacciochi, Napoleons Schwester, bisher Herzogin von Lucca, als
Regentin eingesetzt, war aber eigentlich nur Statthalterin des Kaisers. — Das König-
reich Neapel wurde an Joseph Bonaparte unter des Kaisers Oberlehnshcrrlichkeit
verliehen. Die Königin Karolinc, die ihren Groll gegen die Franzosen und deren
Machthaber nicht ersticken konnte, hatte beim Wiederausbruch des Kriegs, gegen den mit
Napoleon eingegangenen Vertrag, eine russisch-englische Flotte landen lassen und die
gelandeten Truppen mit Freuden ausgenommen. Da Unterzeichnete, am Tag nach dem
Abschluß des Preßburger Friedens, Napoleon in Schönbrunn das Dekret, das die berüch-
tigte Formel enthielt: „Die Dynastie der Bourbonen in Neapel hat aus-
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Karl_Friedrich Karl Friedrich Karl Karl Napoleon Stephanie_Beauhar- Josephine Joachim_Mürat Ludwig_Bonapar- Ludwig Marschall_Bcrthier Napoleons Hortense_Beauharnais Ludwig_Bonaparte Ludwig Ludwig Ludwig Napoleons Karl_dem_Großen Karl Eugen Napoleons Marie_Luise_von_Spanien Karl_Ludwig Karl Ludwig Elise_Bacciochi Napoleons Joseph_Bonaparte Napoleon Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Heidelberg Wesel Neapel Frankreich Düsseldorf Toskana Fürstcnthum_Würzburg Holland Holland Napoleons Hollands Italien Napoleons Frankreich Italien Italien Etrurien Portugal Napoleons Lucca Neapel Neapel
397
Das französische Kaiserreich.
gehört zu regieren." Umsonst suchte die Königin zuerst durch eine demüthige Ge-
sandtschaft an Napoleon, dann, als diese nicht angenommen ward, durch Aufwiegelung der
Lazzaroni und Calabresen den Verlust ihrer Krone zu verhindern. Als die Franzosen ^ ^ ^
unter Joseph und Massena anrückten , flüchtete sich der Hof mit seinen Schätzen, Kostbar- izog.
keiten und Freunden nach Sicilien. Unter blutigen Kämpfen mit empörten Pöbel-
schaaren, die abermals das Leben und Eigenthum der Wohlhabenden bedrohten, nahm
Joseph Besitz von der neapolitanischen Königskrone, die er jedoch schon nach
zwei Jahren an seinen Schwager Mürat abtreten mußte, als ihn der Machtspruch des
Kaisers auf den Thron von Spanien rief. Neue Gesetze, eine neue Verwaltungssorm,
Einziehung vieler Klöster und viele den Franzosen nachgebildete Einrichtungen traten
überall ein, wo Franzosen die Herrschaft erhielten. Auch mit Pius Vii., welcher weder
den englischen Schiffen seine Seehäfen verschließen , noch der Lchnsherrlichkeit über Neapel
entsagen wollte, wurde um diese Zeit ein Streit begonnen, der nach zwei Jahren mit
dessen Gefangennehmung endigte. Vorerst begnügte sich Napoleon mit der Besetzung
einiger Festungen des Kirchenstaats und mit der Verleihung der zwischen Rom und Neapel
streitigen Gebiete von B en ev ent und Pontecorvo an Talleyrand und Ber-
n a d o t t e als Reichslehen mit dem Herzogsrang.
4. Errichtung eines neuen Lehnsadels. Französische Mar schölle.
In dem von Oestreich abgetretenen vcnetianischen Gebiete wurde eine Anzahl Reichslehen
mit beträchtlichen Einkünften gegründet und an französische Marschälle und Staats-
männer mit dem Herzogstitel verliehen. So das Herzogthum Dalmatien an Soult;
Treviso an Mortier; Rovigo an Savary; Cadore an Champagne); Istrien an Besfiercs;
Frkaul an Düroc; Belluno an Victor; Conegliano an Moncey; Feltre an Clarke;
Baffano an Maret; Vicenza an Caulaincourt; Padua an Arrighi; zu diesen Großlehen
kamen etwas später noch andere, wie Rivoli (Massena, später Herzog von Eßlingen);
Montebello (Lannes); Ragusa (Marmont); Reggio (Oudinot); Tarent (Macdonald);
Castiglione (Augereau); Valmy (Kellermann); Parma (Cambacerös); Plaisance
(Lebrün); Otranto (Fouche); Ney wurde zuerst Herzog von Elchingen, dann Prinz
von der Moskwa; Davoust Herzog von Auerstädt; Lefebvre Herzog von Danzig; Mouton
Fürst von Lobau u. A. m. — Die durch Conventionsbeschluß vom 21. Febr. 1793 abge-
schaffte Marschastwürde war von Napoleon durch Senatsconsult vom 28. Floreal des
Jahres Xii. (Juni 1804)- wiederhergestellt worden und 14 Marschälle ernannt. 1) Ber-
thier, Fürst'vonneufchatelundwagram, Ingenieur-Geograph 1766, Kriegsminister 1790,
Major-General und Viccconnetable, gestorben zu Bamberg 1. Jun. 1815, 62 Jahre alt.
2) Murat, Großhcrzog von Cleve und Berg, Soldat 1787, König von Neapel 1808,
Lieutenant des Kaisers 1812, erschossen zupizzo in Calabrien 18. Oct. 1815. 3) Moncey,
Herzog von Conegliano, Freiwilliger 1768, erster Generalinspcctor der Gendarmerie,
Gouverneur des Jnvalidenhotels, gest. zu Paris 20. April 1842. 4) Graf Jourdan,
Soldat 1778, Gouverneur des Jnvalidenhotels, gest. 23. Nov. 1833, 71 Jahre alt.
5) Massena, Herzog v. Rivoli, Fürst v. Eßling, Soldat 1775 mit dem Beinamen:
l’Enfant chori de la Victoire, gest. zu Paris 4. April 1817, 59jahre alt. 6) Augereau,
Herzog v. Castiglione, Soldat 1774, gest. zu la Houffaye 12. Jun. 1816, 59 Jahre alt.
7) Bernadotte, Fürst v. Pontc-Corvo, Soldat 1780, König von Schweden 1818, gest.
zu Stockholm im Jan. 1844. 8) Soult, Herzog v. Dalmatien, geb. 1769, Soldat
1785, Oberbefehlshaber des Boulogner Lagers 1804, Generalmarschall 26. Dec. 1847,
gest. Juli 1851 , 82 Jahre alt. 9) Graf Brune, Adjutant-Major 1791, ermordet zu
Avignon 2. Aug. 1815, 52 Jahre alt. 10) Lannes, Herzog v. Montebello, mit dem
Beinamen: 1e Roland de l’armee, Unterlicutenant 1792, tödtlich verwundet bei Eßlingen
22. Mai 1809, gest. 31., 40 Jahre alt. Ii) Mortier, Herzog v. Treviso, Hauptmann
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Joseph Joseph_Besitz Napoleon Oestreich Mortier Savary Clarke Massena Marmont Reggio Macdonald Kellermann Davoust Lefebvre_Herzog_von_Danzig Napoleon Cleve Moncey Conegliano Graf_Jourdan Bernadotte Soult Graf_Brune Montebello Roland_de_l’armee Mortier
Extrahierte Ortsnamen: Sicilien Spanien Neapel Rom Neapel Dalmatien Istrien Vicenza Padua Rivoli Ragusa Tarent Elchingen Ingenieur-Geograph Bamberg Neapel Calabrien Paris Rivoli Schweden Stockholm Dalmatien Adjutant-Major Avignon Eßlingen Treviso
440 Auflösung des Kaiserreichs und Begründung neuer Zustände.
Aber Mürat fühlte bald das Unnatürliche dieses Verfahrens; er führte den Krieg
lau und kam mit sich selbst in Zwiespalt; der Friede seines Innern war dahin
und der Argwohn seiner Feinde wach. Seinem geraden militärischen Sinn wi-
derstrebte ein solcher Verrath der gemeinschaftlichen Sache. Napoleons Landung
und Siegeszug war für ihn das Signal zu einer neuen Schilderhebung. Umsonst
warnte ihn der Kaiser vor übereilten Schritten; wie einst die Königin Karoline
konnte auch er nicht abwarten, wie sich die Dinge gestalten würden. Er erklärte
an Oestreich den Krieg und rief die Völker Italiens zu den Waffen, um die Ein-
»3^'vheit uni) Unabhängigkeit des schönen Apenninenlandes zu begründen. Die
'i8i5.^ S ch l a ch t von Tolentino entschied wider ihn; sein Heer löste sich auf und
wahrend er als Flüchtling nach dem südlichen Frankreich eilte, zogen die Oestrei-
cher in seine Hauptstadt ein und gaben den erledigten Thron dem frühern Besitzer
Ferdinand zurück. Mürats Gemahlin und Kinder fanden Schutz bei dem
Kaiser von Oestreich. Nach der Schlacht von Waterloo irrte Mürat eine Zeit-
lang an der französischen Südküste umher, nur mühsam sich vor den Nachstellun-
gen der Bourbonen verbergend. Endlich entkam er nach Corsika und unternahm
von da aus mit einigen Anhängern eine Landung in Calabrien, um das Volk
zum Aufstand gegen Ferdinand zu bewegen. Aber er wurde mit seinen wenigen
Begleitern leicht überwältigt und büßte sein Unternehmen mit dem Tode. Am
15. October 1815 wurde Joachim Mürat, der durch Kriegsmuth und Glück
vom Sohne eines Gastwirths zum König des schönsten Landes emporgestiegen, zu
Pizzo erschoffen. Er starb als tapferer Soldat mit Muth und Standhaftigkeit.
§. 777. Waterloo. Ueber eine halbe Million Krieger setzten die
europäischen Machte wider den geachteten Usurpator in Bewegung. Noch
ehe diese alle ausgezogen waren, rückte Napoleon, nach Eröffnung der
7.Zuni. Kammern in Paris, mit den Soldaten, die ihm von allen Seiten zm
strömten, in die Niederlande vor, um den dort versammelten Heeren
Blüchers und Wellingtons die Spitze zu bieten. Der Anfang des Feld-
i6.Juni.zugs war den Franzosen günstig. Bei Ligny wurden die Preußen nach dem
tapfersten Widerstand zurückgedrängt, wahrend Ney bei Qu aire b ras dem
aus Engländern, Holländern, Hannoveranern u.a. zusammengesetzten Heere
Wellingtons mit Erfolg widerstand. Dort wurde Blücher verwundet, hier
fand der ritterliche Herzog Wilhelm von Braunschweig (tz. 762.)
den Tod. Auch am entscheidenden Tage schwankte lange der Sieg. Erst als
die Preußen im rechten Momente dem bedrängten Heere Wellingtons zu
Hülfe kamen, indeß der von Napoleon zur Verfolgung Blüchers abgeschickte
Marfchall G rouchy sich vom Kampfplatz fern hielt, wurden die Franzosen,
trotz der heldenmüthigften Tapferkeit der alten Krieger, in der Schlacht von
i». Juni. Belle-Alliance oder Waterloo gänzlich besiegt. Furchtbar war der Kampf
auf der Höhe von Mont St. Jean, wornach die Franzosen die Schlacht
benennen, und die Worte, die man später dem General Cam b ro nn e in
den Mund gelegt hat: „Die Garde stirbt, aber ergiebt sich nicht!" blieben
bei der Nation in ehrendem Andenken, indeß die Schmach, die B o u r m o n t
durch seinen Verrath und Grouchy durch seine zweideutige Haltung auf sich
luden, durch keine Schutzreden getilgt werden konnte. — Bleich und verwirrt
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Extrahierte Personennamen: Napoleons Tolentino Ferdinand Oestreich Waterloo Ferdinand Joachim_Mürat Muth Napoleon Wilhelm Napoleon Jean
Extrahierte Ortsnamen: Napoleons Italiens Frankreich Oestrei- Corsika Paris Niederlande Braunschweig
Die pyrenäische Halbinsel.
545
obwohl es sich vermöge seiner sinnlichen Natur und seiner romantisch-ritterlichen
Neigungen und Gewohnheiten eher für eine tapfere, militärische Persönlichkeit,
für einen kühnen Heerführer und Bandenhauptmann begeistert als für constitu-
tionelle Staatsformen und parlamentarische Verhandlungen, und obwohl der
mächtige Einfluß der Geistlichkeit und der Mönche auf das unwissende und aber-
gläubische Volk einer freien politischen Entwicklung nicht förderlich ist, so fanden
doch alle Formen des modernen Staatslebens, von der demokratischen Republik
bis zum apostolischen Absolutismus in der pyrenaischen Halbinsel ihre Anhänger
und Verfechter. Die untern Volksklaffen, namentlich die Land- und Berg-
bewohner, die ohne alle Einsicht, Urtheil und politische Bildung ganz den Ein-
gebungen der Geistlichen folgen, hielten an den alten hierarchischen und monarchi-
schen Einrichtungen fest und dienten der Aristokratie und dem Klerus zur Erhal-
tung und Beschützung der verfaulten und morschen Zustande der altspanischen
apostolischen Königsmacht gegen die Reformbestrebungen der „Liberalen"; wah-
rend der aufgeklärte Mittelstand in den Städten, die studirte und gebildete Klaffe
und viele Offiziere der Armee den aus Frankreich überkommenen Ansichten huldig-
ten, wornach das Königthum durch Betheiligung der Volksvertreter am Staats-
leben und durch Verantwortlichkeit der Minister beschränkt erscheint. So lange
Ferdinand Vii. regierte, blieb die Partei der constitutionell Gesinnten gefährdet
und gedrückt, da der König den alten Groll gegen die Eortes und die Liberalen
nie ablegte. Selbst die Julirevolulion, die die Hoffnung der Verfolgten mächtig
hob, brachte in ihre Lage keine Aenderung. Zwar schaarten sich einige hundert
Flüchtlinge um den aus England herbeigeeilten Mina und wagten einen bewaff-
neten Einfall in Spanien, aber von Frankreich verlassen und von den königlichen
Truppen in die Enge getrieben, scheiterte ihr Unternehmen und vermehrte Druck und
Verfolgung. Einen noch kläglichem Ausgang nahm das Beginnen des Generals
Torrijas, der mit einer kleinen Schaar Getreuer im südlichen Spanien einen
Landungsversuch machte und die Fahne der Cortes-Verfassung aufpflanzte, und die
gleichzeitige Verschwörung einiger alten Seesoldaten in Cadix zu demselben Zweck.
Von einer überlegenen Truppenmacht überwältigt, büßte Torrijas und 54 seiner
Gefährten das kühne Wagniß mit einem schmachvollen Tod. Erst als der heuchle-
rische König ins Grab sank, brach für die Constitutionellen eine bessere Zeit an.
§. 827. Kainpf der Christinos gegen die Karlisten. Einige
Monate vor den Iulitagen hatte sich Ferdinand von seiner vierten Gemahlin, 29. März
Marie Christine von Neapel, bewegen lassen, durch ein aus königlicher 1830,
Machtvollkommenheit erlassenes Hausgesetz („pragmatische Sanction")
das in allen bourbonischen Staaten eingeführte salische Gesetz, welches die
Frauen von der Thronfolge ausschließt, aufzuheben und dadurch seiner in dem-
selben Jahre geborenen Tochter Isabella die (nach a ltkasti lisch em Rechte
zulässige) Thronfolge zu sichern. Diese Aenderung mißfiel der apostolischen Partei,
die ihr ganzes Vertrauen auf Ferdinands jüngern Bruder Don Carlos ge-
worfen hatte und von seiner muthmaßlichen Thronbesteigung goldne Tage für die
Anhänger des monarchisch-hierarchischen Absolutismus erwartete. Sie bewog
Don Carlos zu einer Protestation gegen jeden Akt, der ihn seines eventuellen
Thronrechts berauben würde, und benutzte den Augenblick, als der König in
einen Zustand körperlicher und geistiger Schwäche verfiel und sein baldiger Tod
zu erwarten stand, um einen Widerruf der pragmatischen Sanction zu er-
schleichen. Allein Ferdinand erholte sich wieder und empört über das treulose
Spiel, das seine Vertrauten mit ihm getrieben, verbannte er seinen Bruder,
berief dann die alten Cortes zusammen und ließ durch sie das neue Hausgesetz
Weber, Geschichte. Ii. 6. Ausl. 35
TM Hauptwörter (50): [T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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Extrahierte Personennamen: Ferdinand Ferdinand Marie_Christine_von_Neapel Isabella Ferdinands Carlos Carlos Ferdinand Weber
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich England Spanien Frankreich Spanien Cadix